Welche Energien braucht das Land?

Datum des Artikels 13.03.2017

Land
Themengebiet: Energie, Forschung und Innovation, Wirtschaft, Bevölkerung, Mittelstand, Industrie, Digitalisierung, Gesellschaft, Netzpolitik


Rund 100 Gäste folgten der Einladung in das Fachforum  „Welche Energien braucht das Land?“ zur Denkfabrik Sachsen vergangenen Montag im Flughafen Dresden. Mit dem Vorstandsvorsitzenden der envia Mitteldeutsche Energie AG Tim Hartmann, dem Vorstandsvorsitzenden der VNG Ulf Heitmüller, dem Vorstandsvorsitzenden der Lausitz Energie Bergbau AG & Lausitz Energie Kraftwerke AG Dr. Helmar Rendez und dem Geschäftsführer von Energy Saxony e.V. Lukas Rohleder standen versierte Experten als Diskussionspartner unter der Moderation des Landesvorsitzenden der MIT Sachsen Dr. Markus Reichel zur Verfügung.

In der Diskussion zeichnete sich ein Konsens unter den Referenten ab, dass die Energiewende nicht zulasten der Verbraucher gehen soll. Um die Kosten gering zu halten, sollte der Markt Angebot und Nachfrage regeln. Die Diskussion in der Energiepolitik sollte frei von Ideologie und technologieoffen geführt werden.

Die Experten setzten jedoch unterschiedliche Akzente in der Vision einer zukünftigen Energiepolitik.

Tim Hartmann hebt hervor, dass der Osten Deutschlands bei der Energiewende ganz vorne liegt. Der Anteil am Energieverbrauch aus den Erneuerbaren Energien liegt hier weit über dem Bundesdurschnitt, so dass bei sonnigen oder windigen Wetter oftmals das Doppelt bis Dreifache aus Erneuerbaren Energien produziert wird als die Nachfrage vor Ort. Daher bietet eine stärkere Sektorkopplung unter den Erneuerbaren viele Chancen für unsere Region so Hartmann. Gerade eine lokale Nutzung  der vor Ort produzierten Energie schafft Arbeitsplätze in Sachsen. Weiterhin betont Hartmann, dass die Digitalisierung maßgeblich die zweite Phase der Energiewende bestimmen wird. Durch eine dezentrale Nutzung, müssen die Netze miteinander kommunizieren, um effizient arbeiten zu können.

Ulf Heitmüller betont, dass Erdgas der Klimaschutzmotor der Energiewende ist. Bisher findet Gas nur geringfügige Berücksichtigung, da es weniger bei der Erzeugung von Strom eingesetzt wird. Energie ist aber mehr als nur Strom, denn dazu zählt auch Wärme und Mobilität. Gerade hier kann Erdgas einen großen Beitrag bei der Erreichung der deutschen Klimaschutzziele leisten. Durch eine Umstellung von Öl- auf Gasheizung kann kostengünstig für den Bürger CO2 eingespart werden.  LNG-Motoren reduzieren die Feinstaubproduktion um 95% und können damit gerade die Belastung in den Großstädten senken.

Dr. Helmar Rendez spricht sich für eine sichere und jederzeit verfügbare Energie aus. Nur eine sichere Versorgung garantiert einen reibungslosen Ablauf in der Wirtschaft sowie unseren alltäglichen Lebens und ist somit Grundpfeiler unseres Wohlstandes. Die Braunkohle trägt einen großen Teil der Grundlast und spielt daher weiterhin eine wichtige Rolle bei der Absicherung. Als Beispiel führt er die nun schon seit 10 Wochen andauernde Dunkelflaute an. Nur knapp 10% des benötigten Energiebedarfs werden durch Erneuerbare Energien abgedeckt. Dr. Rendez spricht sich deutlich für eine Freiheit des Wettbewerbs aus. Der ist zurzeit aber noch nicht gegeben, da vor allem Erneuerbare Energien durch staatliche Eingriffe alimentiert werden.

Lukas Rohleder betont, dass das Exportieren von Energie einen volkswirtschaftlichen Vorteil darstellt. Daher muss es in der sächsischen Politik von Interesse sein, diesen Vorteil Sachsens weiterhin beizubehalten.  Technologieoffenheit in der Energiepolitik ist ein Garant für eine erfolgreiche Energiewende. Jede Technologie sollte auf ihre Effizienz überprüft werden.  Dazu zählt auch, dass die Politik in der Verantwortung ist, Energieerzeugung für den Bürger attraktiv zu gestalten, zum Beispiel durch  Bürgerwind. Somit steigt die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Energiewende so Rohleder.

Als ein wichtiger und oft erwähnter Punkt in der Diskussion wird die Deregulierung in der Energiepolitik genannt. Die beste Steuerung sollte über den Markt laufen und nicht über Verbote. Daraus resultiert die Bitte an die Politik, die Diskussion nicht dogmatisch zu führen, sondern alle Chancen in der Energiepolitik zu berücksichtigen. Um die Akzeptanz der Bevölkerung zu steigern, sollten Investitionen, die Verbraucher in ihren vier Wänden getätigt haben, von politischer Seite sowie von Energieproduzenten berücksichtigt werden.

Schlussendlich wurde deutlich, dass kurz- bis mittelfristig nur ein Energiemix eine sichere Energieversorgung in den nächsten Jahren garantieren wird.

Impressionen zur Denkfabrik Sachsen 2017 finden Sie in der Bildergalerie.